Altstadt Düsseldorf – die teuerste Ecke in NRW neben der längsten Theke der Welt. Und da ist das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge.
Vor 10 Jahren sind wir dort eingezogen, weil im alten Domizil (CVJM-Haus, schräg gegenüber vom Bahnhof) umgebaut wurde. Es war kein demonstrativer Akt gerade hierhin zu ziehen, sondern eine glückliche Fügung: die ‚Evgl. Beratungsstelle für Ehe-, Lebens- und Familienfragen‘ hatte, just als wir suchten, eine freigewordene Etage zu vermieten. Und so steigen jetzt unsere KlientInnen, die ja oft von weither kommen, im Hauptbahnhof direkt in die U-Bahn (wenn sie nicht, wie es leider passiert, von Security und Polizei festgehalten und durchsucht werden, einfach weil sie Schwarze sind) und sie kommen bei Cartier und Kenzo wieder ans Tageslicht. Letzteres finden wir gut, und unsere KlientInnen ebenso, ein Zentrum für Flüchtlinge nicht in einer finsteren Ecke der Stadt sondern mit Blick auf den Carlsplatz-Markt. Auch wenn ein Gang über die Kö sicher den einen oder die andere bitter werden lässt, wenn da ein Täschchen für einen Preis verkauft wird, von dem man selbst zwei Monate leben muss.
Vom PSZ aus sind es nur wenige Minuten bis zur Berger Kirche. Der Eingang neben dem iranisch-geführten Copy-Shop, eine kleine ruhige Oase mitten im Kommerz. Die Kirche ist eine der ältesten Düsseldorf, fertiggestellt 1687, keine 40 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Als lutherische Kirche musste sie unauffällig im Hinterhof gebaut werden und ohne hohen Turm. Das passt ja, denkt man an so manchen Streit bei Moschee-Bauten.
Seit 2003 ist die Berger Kirche die Diakonie-Kirche Düsseldorfs. Hier finden neben Gottesdiensten auch Kulturveranstaltungen, Lesungen, Vorträge und Debatten statt. Direkt neben der Kirche ist ein ehemaliges Krankenhaus, eine Beratungsstelle soll demnächst dort einziehen.
Jeden Nachmittag ist dank ehrenamtlicher Arbeit die Kirche für BesucherInnen geöffnet. Denn auch das Innere ist sehenswert: der Bildhauer Tobias Rehberger – soeben mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig geehrt – hat den Innenraum gestaltet. Ein hoher lichter Raum, grüne Wände, im unteren Bereich mit hellem Stoff behängt, ein leuchtender weißer Altar, darüber eine orangene Lichtkugel. Der Altar ist vernetzt mit einer katholischen Kirche und der griechisch-orthodoxen Kirche. Wenn dort Bewegung und Geräusche sind, leuchtet er heller.
Hier einen Trauerort für Flüchtlinge und Zuwanderer anzulegen, bietet zwei große Chancen: für das Kirchengelände die Chance, eine Außenanlage zu bekommen, die der Architektur und des Innenraums würdig ist; für den Trauerort die Chance, einen Ort in der Nähe des PSZ zu finden, der tagsüber offen und zugänglich und nachts geschlossen und vor Vandalismus geschützt ist.
Uns ist dabei klar: für die KünstlerInnen ist dieser Ort eine echte Herausforderung.